Am Vormittag
des ersten Tages starteten wir von Ciudad Bolivar aus mit einer Cessna nach Kavác,
einem kleinen Dorf der Pemón- Indios, in dem sogar für Touristen Zimmer mit
eigener Toilette verfügbar sind.
Kurz nach
dem Start überflogen wir bereits den „Cerro Bolivar“, eine der größten
Erzlagerstätten der Welt. Wir überquerten den „Guri Stausees“, der von oben wie
ein riesiges Binnenmeer erscheint, und sahen kurz danach die ersten Tafelberge.
Nach einer Flugzeit von ca. 1 Stunde türmte sich vor uns der Ayuán-Tepui auf.
Der Pilot setzte zur Landung an und brachte das
Flugzeug auf der Naturlandepiste sicher zum Stehen. Nach der sehr freundlichen
Begrüßung durch die Pemón- Indios und dem Auspacken unseres Gepäcks, einschließlich
Proviant, werden wir in das Gemeinschaftshaus geführt. Dort verpackten unser
Guide und unsere Träger den Proviant und die Zelte in ihre handgemachten Rücktragen
aus Bambus, Bast und Lianen. Jeder der Tragen wiegte hinterher zwischen 15 und
20 kg. Nach einem köstlichen Mittagessen begaben wir uns auf den Weg. Die
Trekkingtour inmitten einer fast unberührten Natur begann. Wir marschierten am
Fuße des Ayuán-Tepui’s durch eine Savanne, vorbei an brennenden Feldern. Unter
der heißen Sonne erreichten wir nach 4 Stunden den Anfang unseres Aufstiegs.
Eine der ersten von drei Stufen, um den Anfang des Plateaus vom Auyán zu erreichen. Es ging steil über Gras und
Steine. Zur Erreichung des ersten Plateaus mussten wir zum Schluss größere
Felsen mit Hilfe unserer Hände überwinden. Auf der ersten Terrasse angekommen
ging es flach über Felsen und weißen Sand zu unserem ersten Camp Guyaraca
weiter.
Dort fanden wir nach 7 Stunden ein mit Palmen
überdachtes offenes Gebäude vor, in dem im Dunkeln durch unsere Träger die
Zelte aufgeschlagen wurden. Während wir uns ein Bad im frischen Bach
genehmigten, zauberte unser Guide José ein leckeres Hühnchengericht, wovon wir
in der Wildnis nicht zu träumen wagten. Der sehr anstrengende erste Tag ging
mit einem tobenden Gewitter zu Ende, welches wir dank des Daches trocken
überstanden
Am nächsten
Morgen nach einem deftigen mit frischen in Fett ausgebackenen Arepás und
Rühreiern starten wir in Richtung zweiter Terrasse. Wieder durchquerten wir
eine Savanne, die durch den nächtlichen Regen knöcheltief unter Wasser stand. Am Ende kam ein
subtropischer Regenwald, indem es sehr steil über rutschige Wurzeln und Steine
hoch zum zweiten Camp El Peñon ging. Die tropische Wärme und der unberechenbare
rutschige Untergrund machten den Aufstieg sehr beschwerlich. Nach 8 Stunden,
inklusive ausgiebiger Mittagspause, kamen wir im zweiten Camp El Peñon, einem
mit einem riesigen Felsen überdachten Nachtlager an. Während unser Guide wieder
für uns kochte, schauten wir die Inschriften unserer Vorgänger im Felsen
genauer an.
Wie jede
Nacht regnete es wieder, um uns den weiteren Aufstieg zu erschweren. Um 6.00
Uhr morgens wurde ich wach und konnte dann unter einem wunderbaren blauen
Himmel mit einer grandiosen Fernsicht hinunter ins Tal bis zum gegen überliegenden
Tepui Aprada blicken. An diesem Tag begann der schwierigste und gefährlichste Teil
des Aufstieges. Wieder ging es über rutschige, jetzt aber viel größere Wurzeln
und Felsen, bis hin zum Fuß des El Libertador. Unter einer überhängenden Felsenwand
rasteten wir am Camp Paloma. Der El Libertador – frei übersetzt der Befreier-
ist der einzige Zugang hinauf zum Ayuan-Tepui. Wir kletterten steil nach oben
und an mehreren Stellen, an denen unsere Hände und Füße alleine keinen Halt
mehr fanden, benötigten wir verknotete Seile um die glatten Felsblöcke zu
überwinden. Umso bewundernswerter war unser Guide José, der seit Beginn der
Trekkingtour, in der linken Hand seine Machete und unsere Frühstückseier nach
oben trugt, obwohl wir gefährliche Felsspalten überspringen und schmale,
kantige Felsbrocken überqueren mussten. Total kaputt, aber glücklich erreichten
wir nach der Durchquerung einer Höhle die dritte Terrasse, das Plateau des
Tepui.
Jetzt sahen
wir eine zerklüftete endlose Landschaft aus Sandstein mit Bergen und tiefen
Schluchten. Insgeheim haben wir uns hier eine gerade Oberfläche vorgestellt,
finden jedoch das Gegenteil. Unser nächstes Camp El Oso sah wie zum Greifen
nahe aus, aber wir benötigten noch drei Stunden, da tiefe Schluchten den Weg
versperrten. Auch dieser Weg ist sehr beschwerlich, wir gingen unter der
brennenden Sonne, durch kleine Sumpflandschaften und überwanden wieder
Schluchten mit verknoteten Seilen. Belohnt wurden wir durch ein tolles Gefühl
an einem Punkt auf der Erde zu sein, an dem die Zivilisation keinen Fuß fassen
kann. Die Natur, das Wasser, der Wind, die Sonne, die Pflanzen und die bizarren
Sandsteinfelsen, bestimmen hier unser Verhalten und zeigen uns auf, dass der
Mensch nur ein kleiner Teil der Erde ist. Hier trinken wir das Wasser direkt
aus den Flüssen und es schmeckt herrlich erfrischend. Es hat die Farbe von
Eistee, durch die Mineralien des Sandsteines. Kurz vor der Abenddämmerung
erreichten wir das Basiscamp El Oso. Am
nächsten Tag ist Erholung angesagt und wir machten eine kurze Wanderung zum
Fluss Churún, mit einem schönen, kleinen Wasserfall, an dem wir baden und
relaxen. An diesem Tag ließen wir die Natur mit endemischen Pflanzen und seiner
Ruhe auf uns wirken. Ich setzte mich auf einen Felsblock neben dem Eingang
unseres Camps und hatte eine grandiose Landschaft im Blick. Es ist unfassbar, das
alles was man sieht, der Ayuán-Tepui sein soll. Erst jetzt glaubt man, dass
dieser Tepui eine Fläche von 700 qkm hat (so groß wie Hessen). Das Spiel der
Wolken und des Nebels ist einfach faszinierend.
Am fünften
Tag begann der Rückweg. Wir starteten sehr früh in Richtung El Libertador. Es
hatte die ganze Nacht geregnet und der Weg ist bereits nass und glitschig. Es
fing wieder an zu regnen und der steile Abstieg über die großen Felsbrocken
wurde zu einer gefährlichen Rutschpartie. Dank unseres fürsorglichen und
vorausschauenden Guide und den ebenso hilfsbereiten Trägern kamen wir langsam,
aber sicher am Camp Paloma am Fuße des El Libertadors an.
Auch der
weitere Abstieg war viel beschwerlicher als der Aufstieg, da der Regen den
Boden schlammig und rutschig machte. Das Gehen erforderte volle Konzentration,
da jeder Schritt genau überlegt werden musste.
Am siebten
Tag kamen wir mittags verschwitzt und abgekämpft in Kavac an. Es erwartete uns
ein Mittagessen am Tisch und eine Unterkunft mit Bett und Toilette. Aus
Gewohnheit gingen wir im Fluss baden.
Vor dem Heimflug
am nächsten Morgen schwammen wir noch in die Höhle von Kavác. Da wir nachts
wieder einmal ein heftiges Gewitter hatten, ist aus dem ansonsten lieblichen, ein
tosender Wasserfall geworden. Sehr beeindruckend!
Mittags
starteten wir mit dem Flugzeug nach Ciudad Bolivar. Nach einem kurzen aber
heftigen Steilflug zog unser Pilot plötzlich nach links und steuerte auf den
Ayuán-Tepui zu. Wir flogen in einer dichten Wolke in die Teufelsschlucht
hinein. Der Nebel lichtete sich und wir blickten in einer Höhe von max. 100
Meter auf die Oberfläche unseres Tafelberges. Über die stark zerklüftete
Landschaft flogen wir direkt zum Salto Angel. Wir sehen den größten Wasserfall
der Erde aus der Luft, da er zu Fuß über den Tepui innerhalb unserer 8-tägigen
Trekkingtour nicht erreichbar war. Vom Camp El Oso wären es noch vier
Tagesmärsche bis zum Angelfall.
Wir blicken
zurück auf eine anstrengende, beeindruckende und abenteuerliche Trekkingtour.
Zu empfehlen jedem der körperliche Fitness, Ausdauer und Verbundenheit zur
Natur mitbringt.
Expetitions Teilnehmer:
Martin und Ute Blach, Otmar Walter,
Guide José und die Träger Demetrio
(Chicklet Chewing Gum), Christian und Elesanto